Forderungspapier
Pressemitteilung
Netzwerk „Game Labs an Hochschulen“ veröffentlicht Forderungspapier zur Stärkung von Forschung und Lehre mit digitalen Spielen
Das Netzwerk „Game Labs an Hochschulen“ legt ein umfassendes Forderungspapier zur Verbesserung der institutionellen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Game Labs an deutschsprachigen Hochschulen vor. Ziel ist die nachhaltige Verankerung digitaler Spiele in Forschung, Lehre und Studium.
Marburg, 20. Mai 2025 – Das im September 2023 in Marburg gegründete Netzwerk „Game Labs an Hochschulen“ hat ein Positionspapier veröffentlicht, das konkrete Forderungen an Politik, Hochschulen und die Spieleindustrie richtet. Im Fokus stehen bessere finanzielle, strukturelle und rechtliche Rahmenbedingungen für Game Labs, um digitale Spiele nachhaltig und rechtssicher in wissenschaftlichen Kontexten zu nutzen.
Digitale Spiele sind ein etablierter Bestandteil der Alltagskultur und wurden vom Deutschen Kulturrat bereits 2007 offiziell als Kulturgut anerkannt. In der wissenschaftlichen Forschung und Lehre bestehen jedoch weiterhin strukturelle Defizite. Vor diesem Hintergrund hat das Netzwerk „Game Labs an Hochschulen“ ein detailliertes Forderungspapier vorgelegt, das die Herausforderungen beim Aufbau und Betrieb akademischer Spielelabore systematisch analysiert und konkrete Lösungsvorschläge bietet. Game Labs fungieren als interdisziplinäre Infrastrukturen, die technisches, gestalterisches und theoretisches Arbeiten mit digitalen Spielen verbinden. Sie ermöglichen forschungsorientierte Lehre, medienpädagogische Projekte, sowie die historische und ästhetische Analyse digitaler Spielkultur. Trotz ihrer Relevanz sehen sich diese Einrichtungen mit vielfältigen Hürden konfrontiert.
Vier zentrale Problemfelder identifiziert das Papier:
- Hohe Kosten und mangelnde institutionelle Verankerung: Game Labs benötigen spezialisierte Hard- und Software, geeignete Räume und qualifiziertes Personal. Projektbezogene Finanzierung verhindert langfristige Kontinuität.
- Rechtliche Unsicherheiten: Das aktuelle Urheberrecht (§§ 60a, 60c, 69d UrhG) erlaubt nur begrenzte Nutzung digitaler Spiele für Forschung und Lehre. Wissenschaftler*innen sind häufig mit unklaren Nutzungsgrenzen konfrontiert.
- Einschränkende Lizenzbedingungen und Erwerbshürden: Die AGB und EULAs der Spieleindustrie behindern den rechtssicheren Einsatz in Forschung und Lehre. Der digitale Erwerb über Online-Vertriebsplattformen wie Steam kollidiert mit öffentlichen Beschaffungsregeln.
- Organisatorische Hürden: IT-Restriktionen, fehlende Katalogisierungsmöglichkeiten in Bibliotheken und mangelndes juristisches Fachwissen behindern den Aufbau funktionaler Spielinfrastrukturen.
Das Netzwerk fordert daher unter anderem:
- verlässliche Grundfinanzierung für Infrastruktur und Personal,
- eine wissenschaftsfreundliche Ausgestaltung des Urheberrechts,
- die Entwicklung branchenspezifischer Standards für Bildungslizenzen,
- sowie die Anpassung hochschulinterner Verwaltungsprozesse an die Anforderungen digitaler Spiele.
Laut dem Sprecher des Netzwerks, Dr. Michael Mosel, sei es an der Zeit, „digitale Spiele als Forschungs- und Lehrgegenstand strukturell ernst zu nehmen und ihre institutionellen Voraussetzungen im Wissenschaftsbetrieb zu sichern.“
Das Forderungspapier versteht sich als Impuls für Politik, Hochschulverwaltungen, wissenschaftliche Fachgesellschaften und die Games-Branche. Es fordert eine strategische Neuorientierung, um Game Labs als dauerhafte Infrastrukturen zu etablieren. Das vollständige Forderungspapier steht unter https://spielformen.net/index.php/journal/article/view/75 zur Verfügung.
Kontakt
Dr. Michael Mosel
Sachgebietsleiter Medienzentrum, Universitätsbibliothek Marburg
Tel.: 06421-2825116
E-Mail: michael.mosel@ub.uni-marburg.de
Dr. Timo Schemer-Reinhard
Medienwissenschaftliches Seminar, Universität Siegen
Tel.: 0271-740 2049
E-Mail: timo.schemer-reinhard@uni-siegen.de
Über das Netzwerk
Das Netzwerk „Game Labs an Hochschulen“ ist ein 2023 gegründeter Zusammenschluss von Akteur*innen aus dem deutschsprachigen Hochschulraum, die sich für den Betrieb, die Weiterentwicklung und die nachhaltige Institutionalisierung von Game Labs einsetzen. Ziel ist es, Forschung und Lehre zu digitalen Spielen zu stärken und ihre Sichtbarkeit im akademischen wie gesellschaftlichen Kontext zu erhöhen.